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Statistik der Unfallversicherung UVG

26. Juni 2000 - Pressebulletin zur Unfallstatistik UVG 2000


Statistik spiegelt wirtschaftlichen Aufschwung

Die neuste Statistik der obligatorischen Unfallversicherung zeigt steigende Tendenzen bei der Unfallhäufigkeit, sinkende bei den Unfallkosten, eine deutliche Abnahme der Arbeitslosen - aber auch den anhaltenden Strukturwandel vom zweiten in den dritten Wirtschaftssektor.

Die Kommission für die Statistik der Unfallversicherung UVG (KSUV) hat soeben ihre seit 1985 alljährlich erscheinende Unfallstatistik UVG zur obligatorischen Unfallversiche rung in der Schweiz neu herausgebracht. Diese Statistik basiert auf den Ergebnissen aller 42 UVG-Versicherer.

Danach hat die versicherte Lohnsumme bei den Arbeitnehmenden um 1,3 % auf 182,2 Mia. Franken zugenommen. Im gleichen Zeitraum hat sich das versicherte Arbeitslosentaggeld in der Unfallversicherung für die Arbeitslosen um fast 15 % auf 4,1 Mia. Franken reduziert. Die Zahl der versicherten Arbeitnehmer hat nach sechs Jahren mit negativen Veränderungsraten erstmals wieder leicht zugenommen: 1997 um 0,2 % und 1998 um 0,8 % auf 3,233 Mio. Arbeitnehmende. Gewachsen ist jedoch nur der Dienstleistungssektor (+2 %), während der Produktionssektor auch 1998 weiter Arbeitsplätze eingebüsst hat (-1,1 %). Die Zahl der unfallversicherten Arbeitslosen ist 1998 im Vergleich zum Vorjahr um 11 % zurückgegangen.

Reduziertes Berufsunfallrisiko und Kostenrückgang dank Strukturwandel

Gegen Ende der 80er Jahre verunfallte noch jeder neunte Arbeitnehmende jährlich einmal bei der Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit (Grafik 1). Seither ist das Berufsunfallrisiko kontinuierlich um über 20 % zurückgegangen. Dafür sind vor allem zwei Gründe auszumachen: Der auffallende Geburtenrückgang ab 1964 (Pillenknick) hat seit 1988 zu einem kontinuierlichen Anstieg des Durchschnittsalters der Arbeitnehmer geführt. Der Anteil der unter 30-Jährigen hat besonders stark abgenommen. Diese Personengruppe weist erfahrungsgemäss ein überdurchschnittliches Unfallrisiko auf.

Entsprechend deutlich hat sich auch der Anteil der unter 30-jährigen Verunfallten zurückgebildet (Grafik 2). Der zweite Grund für den Rückgang des Unfallrisikos ist der Strukturwandel in der Wirtschaft, welcher sich durch die Rezession ab 1990 noch beschleunigt hat. Im Produktionssektor, der naturgemäss ein wesentlich höheres Berufsunfallrisiko aufweist als der Dienstleistungssektor, ist die Zahl der Arbeitnehmenden von 1990 bis 1998 um über 22 % zurückgegangen, während der Dienstleistungssektor in der gleichen Zeitspanne um fast 6 % zugelegt hat.

Die Kosten der Berufsunfälle sind erst ab 1994 zurückgegangen, und zwar von 1,35 Milliarden im Jahre 1993 auf 1,25 Milliarden Franken im Jahre 1998. Dies entspricht einem Rückgang um 7,4 %. Die Unfallkosten folgen der Entwicklung der Unfallhäufigkeit nur mit Verzögerung, weil die schweren Unfälle über viele Jahre Kosten verursachen. Zudem wird der Rückgang bei den Kosten durch die Teuerung abgeschwächt.

Kündigt sich bereits wieder eine Trendwende an?

1998 ist erstmals wieder eine kleine Zunahme des Berufsunfallrisikos von 0,2 % zu verzeichnen. Einerseits ist dies darauf zurückzuführen, dass sich die erwähnten risikovermindernden Faktoren abgeschwächt haben. Der Rückgang des Anteils der unter 30-jährigen unter den Verunfallten verflacht sich bereits ab 1996 und wird in den kommenden Jahren weitgehend zum Stillstand kommen. Ebenso verlangsamt sich mit dem konjunkturellen Aufschwung auch wieder der wirtschaftliche Strukturwandel. Andererseits ist ein konjunktureller Aufschwung stets mit einem erhöhten Berufsunfallrisiko verbunden. Es entstehen nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern es wird auch wieder häufiger der Arbeitsplatz gewechselt. Mangelnde Erfahrung am Arbeitsplatz ist aber in der Regel auch mit einem deutlich erhöhten Unfallrisiko verbunden.

Im gesamten Versicherungsobligatorium (Arbeitnehmende und Arbeitslose) hat die Zahl der neu registrierten Unfälle und Berufskrankheiten 1999 gegenüber 1998 um 1 % auf insgesamt knapp 720'000 Fälle zugenommen. Seit Beginn der Rezession Anfang der 90er Jahre ist dies die erste deutliche Steigerung innert eines Jahres. Sie setzt sich zusammen aus einer Zunahme der Berufs- und der Freizeitunfälle um 1,6 % bzw. 1,7 % und einer Abnahme der Fälle in der Unfallversicherung für die Arbeitslosen um 22,3 %. Diese Trends haben sich im ersten Quartal 2000 mit einer Zunahme der Unfälle im Vergleich zum Vorjahresquartal um insgesamt 4,4 % beschleunigt fortgesetzt.

Prämienrückgang nur bei entsprechender Unfallprophylaxe möglich

Zum zweiten Mal in Folge sind von 1997 auf 1998 auch die durchschnittlichen Nettoprämien pro Versicherten zurückgegangen. Die Arbeitnehmer zahlten 1998 für die Berufs- und die Nichtberufsunfallversicherung zusammen durchschnittlich 94 Franken pro Monat. In der Unfallversicherung für die Arbeitslosen betrug die Nettoprämie pro Person 1998 noch 43 Franken im Monat. Der erfreuliche Trend bei den Prämien wird sich längerfristig nur erhalten lassen, wenn der Unfallprophylaxe ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Diese sollte sich vorallem auf Personen unter 30 Jahren und generell bei neu eintretenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konzentrieren.

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Letzte Aktualisierung: 15.06.2005