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Statistik der Unfallversicherung UVG

Die Unfallstatistik UVG 2006 ist erschienen


Wetter beeinflusst Freizeitverhalten und Unfallfolgen

Das Wetter hat einen entscheidenden Einfluss auf die Freizeitunfälle. Dies zeigt eine Analyse der Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung, welche sich auf umfangreiche Wetterdaten von MeteoSchweiz stützt. Besonders deutlich wird dies bei den Motorradunfällen. Insgesamt kosten die Verkehrsunfälle jährlich über eine Milliarde Franken.

Wie die neue UVG-Statistik zeigt, ist das Berufsunfallrisiko, dem langjährigen Trend folgend, weiter gesunken. 2004 wurden noch 70 Fälle je 1000 Beschäftigte gezählt (Grafik 1). Das Freizeitunfallrisiko zeigt einen nur schwach fallenden Trend und war mit 123 Unfällen je 1000 Beschäftigte im Jahr 2004 bereits 76 Prozent höher als das Berufsunfallrisiko.



Einer der Gründe für die unterschiedliche Risikoentwicklung in Beruf und Freizeit ist der laufend zunehmende Anteil der Frauen unter den Erwerbstätigen. Die Freizeitunfälle der Frauen haben aus diesem Grund von 1985 bis 2004 von 107'000 auf 160'000 zugenommen (+ 50 Prozent), während jene der Männer von 287'000 leicht auf 278'000 zurückgegangen sind (Grafik 2). 2004 waren bereits 37 Prozent der in der Freizeit verunfallten Personen Frauen.



Die Fallzahlen weisen auf markante Unterschiede im Freizeitverhalten zwischen den Geschlechtern hin. Bei den Frauen dominieren die Unfälle in Haus und Garten (ca. 42 Prozent), gefolgt von jenen bei Sport und Spiel (ca. 28 Prozent) und beim Ausgehen, Wandern, Reisen (ca. 14 Prozent). Bei den Männern stehen die Unfälle bei Sport und Spiel mit rund 48 Prozent im Vordergrund, gefolgt von jenen in Haus und Garten (ca. 24 Prozent) und bei Nebenbeschäftigungen wie z.B. Gartenarbeiten, Holzaufbereitung oder Unterhaltsarbeiten am Haus (ca. 11 Prozent).

Wetter beeinflusst Freizeitunfälle

Die Freizeitaktivitäten richten sich naturgemäss nach den Wetterverhältnissen. Wie das Wetter, variiert auch die Zusammensetzung der Freizeitunfälle nach Tätigkeit von Jahr zu Jahr. Besonders deutlich ist dieser Zusammenhang für das Jahr 2003 ersichtlich, das sich sowohl durch gute Schneeverhältnisse wie auch durch einen ausserordentlich schönen Sommer auszeichnete. Die Zahl der Unfälle bei Sport und Spiel nahm 2003 gegenüber 2002 um 9 Prozent zu und sank 2004 wieder um 6 Prozent. Besonders stark erhöhte sich 2003 die Zahl der Unfälle beim Bergsport (30 Prozent), beim Wintersport (19 Prozent), aber auch beim Wassersport (23 Prozent) und beim Radfahren (39 Prozent). 2004 lagen die Fallzahlen in diesen Sportarten dann wieder deutlich tiefer. Einen umgekehrten Effekt scheint gutes Wetter auf Sportarten wie Tennis, Hand- und Volleyball auszuüben. Diese weisen für 2003 verminderte und für 2004 wieder erhöhte Fallzahlen auf.

Verkehrsunfälle kosten jährlich über eine Milliarde Franken

In der Berufsunfallversicherung spielen die Verkehrsunfälle mit weniger als zwei Prozent der Fälle eine untergeordnete Rolle. In der Nichtberufsunfallversicherung (NBUV) ist hingegen gut jeder sechste Unfall ein Verkehrsunfall; das gilt für Frauen wie für Männer. Die Verkehrsunfälle verursachen fast 40 Prozent aller Kosten in der NBUV. Das sind jährlich über eine Milliarde Franken.

Rund 20 Prozent der Verkehrsunfälle in der Nichtberufsunfallversicherung ereignen sich auf dem Arbeitsweg, die übrigen bei Freizeittätigkeiten. Bei der Art der benutzten Verkehrsmittel gibt es markante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei den Frauen dominieren die Unfälle mit Personenwagen (ca. 52 Prozent), gefolgt von jenen mit Fahrrädern (ca. 21 Prozent) und Rollern (ca. 6 Prozent). Bei den Männern machen die Unfälle mit Personenwagen einen Anteil von nur rund 38 Prozent aus, gefolgt von jenen mit Fahrrädern (ca. 30 Prozent) und Motorrädern (ca. 18 Prozent).

Auch die Zahl der Verkehrsunfälle wird vom Klima beeinflusst. Deutlich erhöhte Fallzahlen zeigen 2003 die Velounfälle in der Freizeit sowie die Verkehrsunfälle auf dem Arbeitsweg. An schönen Tagen gewinnen die privaten gegenüber den öffentlichen Verkehrsmitteln offensichtlich auch für den Arbeitsweg an Attraktivität, insbesondere das Auto, das Fahrrad und der Roller.

Motorradunfälle ereignen sich am häufigsten an schönen Wochenenden

Das Motorradfahren ist in den letzten Jahren insbesondere bei den Männern wieder stark in Mode gekommen und es wird in zunehmend höherem Alter noch Motorrad gefahren. Das Durchschnittsalter der mit dem Motorrad Verunfallten hat sich seit 1985 von 25 auf 35 Jahre erhöht. Im Gegensatz zum Roller, der häufig für den Arbeitsweg eingesetzt wird, wird das Motorrad vorwiegend in der Freizeit benutzt. Entsprechend zeigen die Motorradunfälle eine ausgeprägte Jahreszyklizität, insbesondere an Sonn- und Feiertagen (Grafik 3). Im Dezember und Januar ereignen sich an Sonn- und Feiertagen im Durchschnitt nur knapp fünf Motorradunfälle je Tag, In den Spitzenmonaten Juli und August ereignen sich durchschnittlich rund 38 Fälle pro Tag. An schönen Wochenenden werden noch weit höhere Werte erreicht.



Grafik 4 zeigt die über 14 Sommerhalbjahre (April bis September) von 1990 bis 2003 ermittelte Häufigkeit von Motorradunfällen in Abhängigkeit der Grosswetterlage. Wie zu erwarten, ereignen sich die meisten Motorradunfälle bei Wetterlagen mit geringer Niederschlagsneigung, allen voran Hochdrucklagen, gefolgt von Tagen mit flacher Druckverteilung. Auch bei Bisenlage ist die Niederschlagsneigung gering, die Temperaturen jedoch tiefer und deshalb wenig motorradfreundlich. Bei Wetterlagen mit hoher Niederschlagsneigung und tiefen Temperaturen (Kalt-Fronten und Kaltluft-Zustrom) liegen die Fallzahlen auch an Sonn- und Feiertagen wesentlich tiefer und unterscheiden sich kaum von jenen an Werktagen.



Im Spitzenjahr 2003 ereigneten sich insgesamt gut 9'000 Motorradunfälle. Nur sieben Tage des Jahres waren gänzlich motoradunfallfrei. 26 von 27 Spitzentagen mit 80 und mehr Motorradunfällen fielen auf das Sommerhalbjahr, ein Tag in den Oktober. Die meisten dieser Tage fielen auf ein Wochenende oder in die Sommerferien. Der traurige Höchstwert von 204 Fällen wurde am Samstag, 28. Juni registriert, ein Tag mit flacher Druckverteilung.

Besonders interessieren würde natürlich, ob das Wetter die Aufmerksamkeit der Verkehrteilnehmer oder andere psychische Aspekte des Unfallgeschehens beeinflusst. Diese Frage lässt sich leider nicht beantworten, solange eine ganze Anzahl von wichtigen Einflussfaktoren - Verkehrsdichte, bevorzugte Strecken, gefahrene Tageskilometer usw. – für die Analyse nicht verfügbar sind.

3,5 Millionen Vollbeschäftigte, 211 Milliarden Franken Lohn

Gemäss Statistik der 36 Schweizer Unfallversicherer waren im Jahr 2004 fast 3,6 Millionen Vollbeschäftigte mit einer Lohnsumme von 217 Milliarden Franken obligatorisch gegen Unfälle und Berufskrankheiten versichert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg sowohl die Zahl der Versicherten wie auch die versicherte Lohnsumme um 2,7 Prozent. Die Nettoprämien nahmen um 4,3 Prozent auf knapp 4,4 Milliarden Franken zu, während sich die Zahl der neu registrierten Fälle um 2,4 Prozent auf 734'000 erniedrigte. Die Kosten für Unfälle verharrten bei 4,4 Milliarden Franken. Die Zahl der neu registrierten Fälle von Stellen suchenden Personen nahm um 2,2 Prozent ab, die versicherten Arbeitslosentaggelder erhöhten sich um 4,3 Prozent.

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Letzte Aktualisierung: 01.06.2006